Digitale Illustration – der umfangreiche Guide für Einsteiger in Sachen digitales Zeichnen

Wenn du gerade erst angefangen hast digital zu zeichnen, kann es sein, dass du dich anfangs ein wenig überfordert fühlst. Ich selbst habe mich lange Zeit nicht getraut digital zu zeichnen. Papier und Stifte waren meine liebsten Begleiter aber auf den Computer umzusteigen hat bei mir wirklich gedauert. Irgendwann habe ich mir dann ein super günstiges Wacom Bamboo Tablett bestellt und habe angefangen mit Photoshop zu illustrieren. Allerdings habe ich auch da immer noch die Outlines zuerst auf Papier vorgezeichnet, das dann eingescannt und in Photoshop nur koloriert. :-)

Der Durchbruch kam bei mir mit dem iPad. Als ich die App Procreate entdeckt habe, hat sich bei mir der Knoten gelöst. Endlich habe ich mein Lieblingstool für das digitale Zeichnen und animieren gefunden.

Wenn es dir ähnlich geht und du dich gerade erst ans digitale Zeichnen herangetraut hast, ist dieser Blogartikel genau richtig für dich. Und vielleicht lernen die alten Hasen auch noch das ein oder andere dazu.

Du erfährst heute:

  • Was digitale Illustration eigentlich ist

  • Welche Tools du brauchst zum Start (Du kannst auch digital illustrieren ohne ein iPad)

  • Welche Zeicheneichensoftware du brauchst

  • Welche Dateiformate es gibt

  • Meine besten Tipps für den Start

 
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Was ist digitale Illustration?

Digitale Illustration ist wie traditionelle Animation, nur benutzt du anstatt Pinsel und Stift einen Computer oder ein Tablett. Vorteile digitaler Illustration gibt es viele. Hier habe ich dir ein paar der wichtigsten aufgelistet.

Du hast weniger Material- und Lagerkosten, da du nur ein Gerät hast. Moderne Zeichenprogramme kommen bereits mit hunderten voreingestellten Pinseln, du kannst die Leinwand beliebig in der Größe verändern und hast jederzeit Zugriff auf all deine Dokumente.

Deine Kunstwerke kannst du mit ein paar Klicks ganz einfach mit der Welt teilen. Du musst nichts abfotografieren oder einscannen, sondern kannst dein Bild einfach als jpg abspeichern und auf die Socialmedia Plattformen hochladen.

Wenn du digitale zeichnest kannst du Fehler ganz einfach rückgängig machen und hast unendlich viele Versuche. Die Arbeit mit Ebenen ermöglicht es dir Illustrationen Schritt für Schritt aufzubauen. Zusätzlich hast du noch viel mehr Anpassungsmöglichkeiten durch Effekte und Filter. Und du kannst sogar animieren und kleine gezeichnete Filmchen ganz leicht erstellen.

Der Einstieg ist kinderleicht & mit etwas Übung lassen sich auch komplexe Programme wie Photoshop bedienen & es entfalten sich unendlich viele Möglichkeiten.

Du hast beim digitale Zeichnen die Möglichkeit zu zoomen, du kannst leicht mit Referenzbildern arbeiten und das aufräumen hinterher ist auch viel einfacher. ☺

 
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Digital Zeichnen – diese Tools brauchst du wirklich

Um mit dem digitalen Zeichnen zu starten brauchst du eine Art Zeichentablet, eine Zeichensoftware und einen digitalen Zeichenstift. (Du kannst auch mit der Maus oder deinem Finger zeichnen, aber das würde ich dir nicht dauerhaft empfehlen.)

Konkret kann das folgendermaßen aussehen:

Welches Tablet eignet sich?

Um mit dem digitalen Zeichnen anzufangen brauchst du nicht unbedingt ein iPad.
Für den Anfang reicht ein günstiges Zeichentablet wie dieses hier von Wacom* vollkommen aus. Man muss sich etwas an die Bedienung durch den 2. Screen gewöhnen. Du siehst bei dieser Variante nicht direkt was du zeichnest, sondern schaust auf einen Bildschirm und zeichnest quasi blind auf das Trackpad. Mit ein bisschen Übung gelingt das allerdings auch recht schnell.

Die etwas teuerere Variante wäre ein Display Tablet mit eingebautem Screen. Zum Beispiel das Wacom Cyntiq*, das Huion Tablet oder das iPad.

Welches iPad/Tablet sollte ich für Procreate verwenden?

Ich bekomme immer wieder die Frage, welches iPad sich am Besten für Procreate eignet. Du musst dir nicht das teure iPad Pro zulegen. Du kannst auch mit dem iPad Mini starten. Du solltest nur darauf achten, dass dein iPad nicht zu alt ist. Auf der Webseite von Procreate findest Du eine detaillierte Auflistung, welches iPad man für das Zeichnen mit Procreate benötigt:

  • 12.9-inch iPad Pro (1. bis 4. Generation)

  • 11-inch iPad Pro (1. und 2. Generation)

  • 10.5-inch iPad Pro

  • 9.7-inch iPad Pro

  • iPad (5. bis 7. Generation)

  • iPad mini (5. Generation)

  • iPad mini 4

  • iPad Air (3. Generation)

  • iPad Air 2

Ich verwende aktuell dieses iPad Pro*. Habe aber mit einem alten iPad Pro von 2018 gestartet.

Je nach iPad Variante brauchst du dann entweder den Apple Pencil der 1. * oder der 2. Generation.*

Du bist dir nicht sicher, welche iPad Vad Variante du hast?
Du findest deine iPad Modell Nummer in dem du dein Tablet umdrehst und die Zahl auf der Website von Apple eingibst.

Damit kommen wir auch gleich zu den Zeichenstiften:

Welcher Stift passt zu meinem Tablet?

Wenn du dich für ein iPad entscheidest, würde ich dir einen Apple Pencil empfehlen. Es gibt auch einige alternativen auf dem Markt, wie dieser hier von Adonit, aber die Drucksensitivität des Apple Pencils ist einfach unschlagbar. Auf der Webseite von Apple findest du heraus, welcher Stift zu welchem iPad passt. Die anderen Tablets werden gleich mit den passenden Zeichenstiften geliefert.

Diese Zeichensoftware kann ich dir empfehlen:

Procreate
ist die Zeichensoftware, die ich verwende und liebe. Procreate ist pixelbasiert und enthält zahlreiche tolle Funkuntionen. Die Bedienung ist kinderleicht und relativ selbsterklärend. Der Nachteil: Procreate funktioniert nur auf dem iPad.

Adobe Fresco

Adobe Fresco funktioniert auf dem iPad, sowie auf einigen Android Tablets. In Adobe Fresco kannst du sowohl pixelbasiert, als auch mit Vektoren arbeiten.

Adobe Photoshop

Gibt es für Windows und Mac. Photoshop ist der große Allrounder. Du kannst damit sowohl retuschieren als auch zeichnen. Es gibt zahlreiche Tutorials zu Photoshop und du kannst damit fast alles machen. Der einzige Nachteil. Die vielen Funktionen können auch abschreckend wirken.

Ausserdem gibt es CLIP STUDIO PAINT (Windows/Mac/iPad/iPhone/Galaxy), PaintTool SAI (Windows) & ibisPaint (iPad/iPhone/Android) Diese habe ich allerdings selbst noch nicht getestet, daher kann ich dir hierzu nicht viel erzählen.

Wenn du mit deinem Tablett nicht nur zeichnen, sondern auch animieren möchtest, kann ich dir die App Roughanimator empfehlen. Es ist keine Zeichensoftware, dafür aber eine sehr mächtige Animationssoftware.

Nice to have:

In die Kategorie “Nice to have” fällt ein Screen Protector, der eine matte Oberfläche hat. Ich benutze für mein iPad einen Screenprotector von Paperlike * und liebe es damit zu arbeiten. Hier kommst du direkt zu Paperlike. Wähle hier einfach die Größe deines iPads aus. Das anbringen der Folie ist etwas zeitaufwändiger, aber das Ergebnis lohnt sich definitiv.

Grip Halterung für den Apple Pencil:
Ich empfinde diese Halterung* für den Apple Pencil deutlich angenehmer. Aber auch das musst du einmal für dich testen.

Diese Dateiformate gibt es für deine digitale Zeichnungen & Animationen:

Wenn du gerade erst startest, kann es sehr verwirrend sein, wie du dein fertiges Bild nun abspeichert. Daher habe ich dir hier eine Übersicht vorbereitet:

Photoshop (.psd) = bearbeitbares Photoshop-Grafikformat, das mit allen Bilddaten, Ebenen, Masken, Pfaden etc. abgespeichert wird. Der verlustfreie Datenaustausch ist möglich, wird v.a. von Grafikern genutzt

PDF (.pdf) = Portable Document Format: von Adobe, erhält aber die Originalformatierung & wird deshalb gern zur Archivierung und zu Datenaustausch genutzt, PDF-Dateien enthalten meist Texte, Bilder, Grafiken, sind ggf. auch beschreibbar. PDFs benutzt man meistens für Dokumente oder Druckdateien.

JPEG (.jpg/.jpeg), Joint Photographic Expert Group = häufig verwendetes Bilddateiformat und wird v.a. für die Ansicht am Monitor statt für Druck eingesetzt. Wird auch gern im Web genutzt, da es sich klein komprimieren lässt (was nicht immer verlustfrei ist)

PNG (.png/.pngf), Portable Network Graphics = häufig eingesetztes Bildformat, dass v.a. wegen seiner verlustfreien Komprimierung auf eine kleinere Dateigröße sehr beliebt ist (ist für Grafiken im Web sehr wichtig), PNG = beste Kombi aus GIF & JPEG

GIF (.gif), Graphics Interchange Formate = wichtiges Grafikformat v. a. für Animationen. Ein GIF beinhaltet mehrere übereinanderliegende Einzelbilder. Es kann nur 256 Farben darstellen. Verlustfreie Komprimierung & kleine Dateigrößen sind möglich, worunter leider die Bildqualität leidet (nicht so gut für detaillierte Grafiken & Farbverläufe) In meinem Blogartikel: Wie man ein GIF richtig speichert, kannst du noch einmal ganz genau nachlesen, worauf es beim speichern eines GIFs ankommt. Wie du ein GIF für Instagram erstellen kannst erfährst du HIER.

.mp4 = Videocontainerformat, sind i.d.R. Videodateien, können aber auch Text- und Audioinhalte enthalten, lassen sich aber nur schwer bearbeiten (alternativ dazu ist die .mov-Datei besser)

HEVC = High Efficiency Video Coding, Standard für Codierung von Video- und Bildinhalten, wird dem Trend zu hochwertigeren und hochauflösenden Video- und Bildinhalten gerecht, indem es ein große Kompression bei gleichbleibender Bildqualität liefert (ist bei Datenübertragung im Internet wichtig) im Vergleich zu bisherigen Standard H.264/MPEG-AVC

 
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Digitales Zeichnen für Anfänger - 10 Tipps für einen guten Start

  1. Teste die Pinsel & Funktionen

Wenn ich zum ersten mal mit einem neuen Programm arbeite, teste ich mich zu allererst durch die unterschiedlichen Funktionen. Vorallem die Pinsel sind wichtig und das macht auch am meisten Spaß. Probier die mitgelieferten Pinsel aus und mach dich mit dem Stylus vertraut. Digitale zeichnen fühlt sich anders an, als das Zeichnen mit Papier. Daran muss man sich erst gewöhnen. Also kritzel als erstes einmal wild darauf los. Trau dich!! :-)

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Wenn du dann soweit bist, kannst du dir gerne auch andere Pinsel dazu kaufen. Ich benutze übrigens total gerne diese hier von Bardot Brush für Procreate.

2. Lerne von den Profis

Ich habe mir das digitale Zeichnen selbst beigebracht, in dem ich mir Tutorials und Video von anderen Zeichenkünstlern angeschaut habe. Du kannst zum Beispiel auf Youtube nach Zeitraffer oder Speedpainting suchen. Dadurch bekommst du ein gutes Gefühl dafür, wie man digital zeichnet, da du den Künstler direkt dabei beobachten kannst. Es gibt super viele Tutorials da draußen, mit denen du dich mit den Programmen vertraut machen kannst. Wenn du Procreate lernen möchtest, kann ich dir folgende Youtube Accounts empfehlen:

  1. Bardot Brush

  2. Everytuesday

  3. Gal Shir

  4. Holly Pixels (Für Procreate Letterings)

  5. Art with Flo

  6. Studio Umi XD

Wenn du dein Wissen so richtig vertiefen möchtest kannst du dir auch einmal meinen Procreate Minikurs ansehen.

Der Vollständigkeit halber sind hier noch 2 Accounts für Photoshop Zeichen Tutorials:

  1. Nadiaxel

  2. erikathegoober

Man kann heutzutage so vieles kostenlos online lernen. Man braucht nur ein bisschen Zeit dafür.

3. Lerne grundlegende Zeichentechniken

Lerne alles über Farblehre und Kontrasttheorie. Ja auch wenn du digital zeichnest sind die Grundlagen des Zeichnens wichtig. Das gilt für alle künstlerischen Bereichen gleichermaßen. Fang also erstmal mit Papierzeichnungen an und schau dir Kompositionslehren an. Lerne mit Farben & Helligkeiten zu arbeiten und schau dir an, wie man die Proportionen richtig einfängt. Da hilft tatsächlich Akt Zeichnen wahnsinnig gut…kann man übrigens auch online machen. XD

Quelle: Wikimedia

Quelle: Wikimedia

Ein toller Artikel zum zum Thema Farbenlehre findet ihr hier.

4. Arbeite dich Schritt für Schritt vor zum finalen Bild

Fang zuerst mit einer groben Skizze an. Verfeinere anschließend diese Skizze mit sauberen Linien. Mach dir dann eine erste Ebene mit Farbe. Teste am besten einmal dein Farbschema aus. Geh hier noch nicht zu detailiert vor. In diesem Schritt geht es wirklich nur darum die Farbigkeit zu testen. Wenn du damit zufrieden bist, kannst du die Zeichnung farbig aufbauen. Am Schluss kommen die Details dran. Das kann schon einmal etwas länger dauern. Das Endergebnis kann sich dann aber wirklich sehen lassen.

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5. Sammle Beispiele, die dir gut gefallen

Erstelle dir einen Ordner mit Referenzbildern und Vorlagen. Pinterest ist eine hervorragende Inpirationsquelle und du kannst dir dort Boards anlegen mit Bildern die dich ansprechen. Ich habe auf Pinterest sehr viele Boards zum Thema digitaler Illustration und Animation gesammelt. Wenn du möchtest, kannst du dich HIER einmal durch meine Boards klicken.

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6. Vergiss nicht zu speichern

Noch ein ganz wichtiger Tipp wenn du digital arbeitest!! Photoshop und Co stürzen gerne einmal ab. Daher ist das Zwischenspeichern von Dateien super wichtig. Bei einem Programmabsturz können all deine Dateien zerstört werden. Das ist der Worst Case, aber ich habe das alles schon erlebt. Bei Procreate ist mir das tatsächlich noch nie passiert. Ich würde dir dennoch empfehlen in Procreate regelmäßige Backups zu machen.

7. Nutze die Ebenen und Ordner voll aus

Nutze Ebenen mit System und arbeite so, dass du jederzeit Dinge rückgängig machen kannst. Vereinfache dir das Leben in dem du Ebenen richtig benennst und sie in Gruppen sortierst.

8. Spiegle dein Bild, um Proportionen zu verbessern

In den meisten Zeichenprogrammen kannst du dein Bild spiegeln, um Fehler und Schwächen zu finden. Das hilft dir die Proportionen besser herauszuarbeiten. Flippe immer mal wieder zwischen den einzelnen Spiegelungen hin und her.

9. Zoomen vs. Referenzbild

Zoomen ist ein Vorteil, kann aber auch zum Nachteil werden. Oft verliert man sich in Details, weil man tief reinzoomt und an kleinen Dingen arbeitet, die im kompletten Bild überhaupt nicht zur Geltung kommen. Damit du nicht immer raus und reinzoomen musst, sondern ständig das Gesamtbild im Blick hast, kannst du dir in Photoshop und in Procreate ein kleines Live Referenzbild anlegen. So kannst du sofort sehen, ob das Detail an dem du gerade arbeitest überhaupt zu sehen ist.

10. Übung macht den Meister

Wenn du etwas neues lernst, dauert es erst einmal eine Weile, bis man es beherrscht. Hier heißt es dann dranbleiben und regelmäßig zeichnen. Lass dich nicht verunsichern von anderen scheinbar perfekten Künstlern. Die haben alle mal irgendwo angefangen.

Ich hoffe sehr, diese 10 Tipps helfen dir dabei, mit dem digitalen Zeichnen zu starten. Stell mir gerne deine Fragen zum Thema digitale Illustration und lass mich wissen, wenn ich etwas wichtiges vergessen habe.

Dieser Artikel enthält Affiliate Links. Sie sind gekennzeichnet mit einem *Sternchen. Natürlich steht es dir vollkommen frei, ob du über diese Links etwas kaufen möchtest. Ich besitze alle verlinkten Produkte selber und kann sie dir nur empfehlen.

 







Sophia Dei

Hey, ich bin Sophia! Danke, dass du hier auf meinem Blog vorbeischaust. Wenn du mehr über Procreate, Animation & Tipps für kreative Unternehmen erfahren möchtest, dann bist du hier genau richtig!

https://www.studio-umi.de
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